Freiherr von Stein

 

Ein Porträt von unserem Schulgründer Freiherr vom Stein

 

Genau hundert Jahre nach dem Tod von Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr von und zum Stein wurde unsere Schule im Zuge der Umwandlung von einer Kreisrealschule zu einem Kreisreformrealgymnasium nach Freiherr vom Stein benannt. Die Umbenennung erfolgte auf Antrag der damaligen Lehrerschaft, welche sich einstimmig für diesen Namen aussprach. Damit sollte der künftige Namenspatron geehrt werden. Ziel war es, den Schülern eine anspruchsvolle gymnasiale Bildung zu vermitteln sowie sie im Sinne vom Steins zu verantwortlich handelnden Menschen zu erziehen.

Der Anfang einer großen Karriere

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr von und zum Stein wurde am 26. Oktober 1757 in Nassau an der Lahn als neuntes Kind von Karl Philipp Reichsfreiherr von und zum Stein und seiner Gemahlin Henriette Karoline Langwerth von Simmern, verwitwete Löw von und zu Steinfurth, geboren. Er wuchs im Schloss der Familie im Zentrum Nassaus auf, welches sich auch heute noch im Besitz der Familie Stein befindet. Trotz des Familienbesitzes von etwa 2400 nassauischen Morgen Land, reichte das Einkommen nicht für ein standesgemäßes Leben aus. Deshalb trat Karl Philipp von Stein in die Dienste von Landesherren und Fürsten ein. 1773 begann Freiherr vom Stein im Alter von sechzehn Jahren sein Jura-, Geschichts- und Kammeralwissenschaftsstudium, eine Form der Wirtschaftswissenschaften. Er studierte in Göttingen.

Erziehung und Laufbahn als Finanz- und Wirtschaftsminister

Auf Bemühen seiner Mutter, die seine Erziehung, bedingt durch die Abwesenheit des Vaters, stark prägte, trat der junge Reichsfreiherr 1780 in den preußischen Staatsdienst ein. Nach einem raschen Aufstieg und der Ausübung verschiedener verantwortungsvoller Ämter, wie beispielsweise Präsident der Kammer des Herzogtums Kleve oder Oberkammerpräsident aller westlichen preußischen Territorien, wurde er 1804 preußischer Finanz- und Wirtschaftsminister. Anlässlich des drohenden Krieges mit Napoleon I. versuchte vom Stein die Staatseinnahmen durch Angleichung von Steuereinnahmen, sowie durch Mehreinnahmen des staatlichen Salzmonopols zu erhöhen.
 
Nach Napoleons Einzug in Berlin wurde vom Stein aufgefordert, das Amt des preußischen Außenministers zu übernehmen. Dies lehnte er jedoch aus Abneigung gegen die Kabinettsregierung ab, woraufhin er von Friedrich Wilhelm III. am 3. Januar 1807 entlassen wurde.
 

Reformprogramm und Ernennung zum Staatsminister

In den darauf folgenden Monaten verfasste er sein Reformprogramm "Nassauer Denkschrift", das im Juni 1807 veröffentlicht wurde. Im Zentrum dieses Programms stand die Reform der Verwaltung, die durch Beteiligung aller Bürger Preußens das Staatsleben erneuern sollte. Auf Drängen Napoleons wurde vom Stein am 10. Juli 1807 von König Friedrich Wilhelm III. zum Staatsminister ernannt. Vom Steins Bedingung war jedoch die Abschaffung des Kabinettsystems, welche erfüllt wurde. Als Staatsminister führte vom Stein in den nächsten vierzehn Monaten wichtige Reformen auf Basis seiner Nassauer Denkschrift durch. Eine der wichtigsten Veränderungen war die Bauernbefreiung, durch die die Leibeigenschaft abgeschafft und die freie Berufswahl eingeführt wurden. Außerdem etablierte er die Selbstverwaltung der Städte, da vom Stein Gegner eines stark zentralisierten Staates war.
 

Leben bis zum Tod

Aufgrund seiner oppositionellen Haltung gegenüber den französischen Besatzern wurde vom Stein am 24. November 1808 trotz seiner wertvollen Errungenschaften von Friedrich Wilhelm III. entlassen, da dieser einen Bruch mit Napoleon nicht riskieren wollte. Im selben Jahr wurde er als Berater von Zar Alexander I. nach Russland berufen. Nach Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug verwaltete Freiherr vom Stein die von französischer Herrschaft befreiten Gebiete. Im Zuge des Wiener Kongresses 1815 versuchte er den Gedanken eines deutschen Bundesstaates zu verwirklichen, was er jedoch nicht durchsetzen konnte. Seit 1818 lebte Freiherr vom Stein zurückgezogen und starb am 29. Juni 1831 in der ehemaligen Abtei Cappenberg in Westfalen.