von Corinna Schwartz
Fachtag der Theater-AG
Der Besuch der alten Dame
Besuch im Kieler Schauspielhaus
Am 10. Januar 2025 besuchte die Theater-AG unserer Schule das Kieler Schauspielhaus, um sich erneut eine Inszenierung des bekannten Stücks „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt anzuschauen.
Der Tag startete um 10 Uhr am Markt in Oldenburg und unsere lange Reise mit der Buslinie 310 begann. Als wir in Kiel ankamen, brauchten wir erstmal eine Stärkung und gingen alle zusammen ins Restaurant. Danach hatten wir Zeit, die Stadt zu erkunden und ein paar lustige Stunden zu verbringen, bis wir um 17 Uhr im Schauspielhaus von der Schauspielerin Agnes Richter begrüßt worden sind. Dort hatten wir die Möglichkeit alle Fragen rund um ihr Leben als Schauspielerin zu stellen: Haben Sie auch Lampenfieber? Gibt es nerviges Publikum? Was würden Sie an der Theaterwelt verändern? Es wurden uns alle Fragen ausführlich beantwortet und wir verließen nach 90 Minuten mit einem Lächeln auf den Lippen den kleinen Probenraum, um uns bereitzumachen für die 2-stündige Aufführung.
Mit großen Erwartungen nahmen wir unsere Plätze ein, denn ungefähr einen Monat zuvor hatten wir in Lübeck eine andere, großartige Inszenierung zum selben Stück gesehen. Wir schauten uns gespannt das Spektakel auf der Bühne an und schon in der Pause kam die Frage auf: „Welche Inszenierung findet ihr besser?“, und auf der Rückfahrt konnte auch über nichts anderes gesprochen werden.
Wenn man die beiden Inszenierungen miteinander vergleicht, fällt die Länge der Aufführungen sofort auf. In Lübeck dauerte die Vorstellung ungefähr drei Stunden, wohingegen das Stück in Kiel schon nach 2 Stunden beendet worden ist. Die Kürze des Kieler Schauspiels wurde sehr positiv wahrgenommen, da alle wichtigen Szenen unserer Meinung nach enthalten waren und die Spannung kaum auszuhalten war.
In beiden Inszenierung wurde das Schauspiel durch musikalische Elemente untermalt. So beeindruckte vor allem in Kiel die Soloeinlage des Songs „Can’t help falling in love“ von Elvis Presley sowie der mehrstimmige Chor das Publikum. Während der Gesangseinlage schimmerte eine riesige Discokugel und erleuchtete den ganzen Raum, die Atmosphäre war atemberaubend. Doch auch in Lübeck wurden durch dezente Licht- und Tontechnik großartige Szenen erschaffen. So kreierten die Schauspielenden einen Wald, ohne das Bühnenbild zu ändern. Nur ein paar menschengemachte Tiergeräusche und grünes Licht – sofort war das ganze Theater im tiefenWald versunken.
Das Publikum in Lübeck wurde jedoch mehr als einmal mit in die Geschichte gezogen. So zum Beispiel als plötzlich der Theatersaal erleuchtete und alle Zuschauenden Teil der Gemeindeversammlung wurden. So stimmten wir zusammen mit dem Bürgermeister, dem Lehrer, dem Arzt und vielen weiteren Figuren unter lautem Getöse für den Tod des Alfred Ill. Wie als wenn wir wirklich einen Einfluss auf die Geschichte gehabt hätten, waren wir plötzlich Mitschuld an der finalen und fatalen letzten Entscheidung.
Am Ende stellen sich nach beiden Inszenierungen die Fragen: „Geld oder Moral?“, und kann die Gerechtigkeit wirklich käuflich sein?
Doch wenn man den Inhalt des Stückes nur zweitrangig betrachtet, haben wir als Theater-AG viel für uns und unsere Stücke mitnehmen können: Einfache ästhetische Mittel, die großes bewirken, unauffällige Kostüme, die aber die gesamte Geschichte bestimmen, Sprache, die zum Lachen und Weinen anregt, Details, die jede Inszenierung genial und einzigartig machen und vieles mehr. Müde und kaputt, aber auch dankbar und glücklich kamen wir um 0 Uhr wieder in Oldenburg an, wo wir uns alle auf unsere eigene nächste Theaterprobe freuten.
Emma Weber (Q2s)